Im Dezember 2021 wurde eine erneute, freiwillige Evaluation des seit 2016 etablierten Labels „Fairer Jugendverband“ vorgenommen (Jetzt lesen: Was ist der Faire Jugendverband?). 2/3 der am Projekt beteiligten Jugendverbände, BDKJ-Regionalverbände und Ortsgruppen der Verbände nahmen an der Evaluationsumfrage teil.
Bei Betrachtung der Evaluationsergebnisse ist vor allem zu bemerken, dass mehr als 90% der Gruppen zusätzliche Kriterien erfüllen, als die „nur“ fünf geforderten zur Auszeichnung als „Fairer Jugendverband“ erforderliche Anzahl. Durchschnittlich verpflichtet sich eine Gruppe mit etwa neun bis zehn Kriterien selbst, wobei ab fünf eingehaltenen Kriterien die Auszeichnung vergeben wird.
Die Gruppen halten damit im durchschnittlich circa zwei (1,8) Kriterien mehr ein, als im Jahr 2019. Zusätzlich ist erwähnenswert, dass nach Selbsteinschätzung insgesamt etwa 79% aller Einzelkriterien, zu denen sich die Gruppen verpflichtet haben, „sehr gut“ oder „ziemlich gut“ umgesetzt und eingehalten werden. Dieser Wert war bei vorheriger Evaluation noch um etwa 10% geringer.
Ebenfalls erfreulich ist, dass nur 5% aller Kriterien (zu denen sich die Gruppen in Summe verpflichtet haben) „wenig gut“ eingehalten und umgesetzt würden. Hier ist die Nennung geringfügig häufiger als zuletzt ausgefallen, was unter Umständen darin begründet sein könnte, dass die jungen Menschen in den Verbänden insgesamt mehr Kriterien als zuvor erfüllen.
Neue Selbstverpflichtungen wurden vor allem im Bereich „fairer Kriterien“ eingegangen. Die Aufteilung liegt aktuell bei 2/3 ökologisch gewählten Kriterien und 1/3 fair gewählten Kriterien, was im Mengenverhältnis zur Auswahl stehenden Anzahl an Kriterien in den beiden Bereichen entspricht (Jetzt lesen: Mögliche Kriterien, um Fairer Jugendverband zu werden).
In der Evaluation wurde ebenfalls gefragt, wo für die Fairen Jugendverbände Herausforderungen auftreten. Nennungen waren beispielsweise strukturelle Hindernisse durch zum Beispiel Mietverhältnisse (etwa beim Kriterium Ökostrom) und finanzielle Grenzen oder Abhängigkeiten (die Abwägungsprozesse erfordern), sodass eine konsequente Umsetzung nicht immer bei allen Kriterien möglich ist.
Grundsätzliche Faktoren, um eine konstante Einhaltung gewählter Kriterien beeinflussen können, sind laut Rückmeldungen die regelmäßige Thematisierung und Bewusstseinsschaffung für das Thema „Nachhaltigkeit“, eine gewisse Sensibilität bei hauptamtlicher Begleitung, Fluktuationsraten im Ehrenamt, das Erkennen und Anerkennen „kleinerer“ Erfolge in der Gruppe und Reflexion eigener Handlungsweisen
Hilfreich zur Umsetzung sowie Weiterentwicklung des Projektes erscheint das Motto: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Durch Fortbildungen, Austausch und eine wiederholt breite Thematisierung auf verschiedenen Strukturebenen lassen gewisse Entscheidungen (etwa im Bereich Lebensmittel und Verköstigung) selbstverständlicher werden.
Überdies stellte sich heraus, dass drei Gruppen direkten Kontakt zu „Fairen Gemeinden“ haben. Viele weitere stehen innerhalb von Jugendverbandsstrukturen im Austausch.
Aktuelle Bedarfe ergeben sich am ehesten im Bereich des vertiefenden Austausches und beim Teilen von „best practice Ideen“ zu konkreten Kriterien.
Zusammenfassend ist der „Faire Jugendverband“ als fortlaufendes Projekt präsent und scheint im Bewusstsein der Gruppen verankert. Veranschaulicht werden kann dies durch einzelne Teilprojekte in den Verbänden und die erhöhte Anzahl an Selbstverpflichtungskriterien, welche eine Weiterentwicklung des „Fairen Jugendverbandes“ durch die Gruppen selbst darstellen. Unterstützt wird dies durch die eigens wahrgenommene Qualität (Konsequenz) der Umsetzung und der Bereitschaft zur Evaluation eben dieser.
Oben getroffene Aussagen sind auf Grundlage eines Online-Fragebogens getroffen. Aussagen über Veränderungen sind daher nicht zwangsläufig korrekt abgebildet, da nicht komplett deckungsgleiche Gruppen an vorliegenden Evaluationen teilgenommen haben. Dennoch sind die Selbsteinschätzungen in einer Quantität vorhanden, dass sich tendenziöse Aussagen treffen lassen, die das Gesamtprojekt „fairer Jugendverband“ inklusive aktueller Entwicklungen beschreiben können.
Als BDKJ-Diözesanverband sind wir stolz mit derart engagierten Gruppen zusammenarbeiten zu dürfen und diese positiven Entwicklungen wahrzunehmen. Wir freuen uns gemeinsam weiter den „Fairen Jugendverband“ voranzutreiben. Eine Erkenntnis aus der Evaluation für den BDKJ-Diözesanverband ist zu sondieren, wo Möglichkeiten und Anregungen für Austausch sowie vertiefende Impulse gut platziert werden können, um den Bedarfsmeldungen aus der Evaluation gerecht zu werden. Das wichtigste zum Schluss: Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten des Projektes!
Du bist auf der Suche nach Austausch, Ideen und Best-Practice-Beispielen für den Fairen Jugendverband? Vielleicht helfen dir die “Tipps und Tricks für mehr Nachhaltigkeit in der Jugend(verbands-)arbeit”. Zusätzlich findet vom 18.-20. Februar 2022 die Aktion “Richtungswechsel!” statt.