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Statement des BDKJ Diözesanvorstandes zum Zwischenbericht

Die Lernkurve muss steiler und schneller steigen – jetzt!

Als Leitung des BDKJ in der Diözese Osnabrück haben wir in der letzten Woche kritisch die Veröffentlichung des Zwischenberichtes der Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück verfolgt. Durch die erneute Offenlegung von teils schwerwiegenden Fehlern verstehen wir Emotionen wie Wut, Erschütterung, Enttäuschung oder gar Verzweiflung. Diese Gefühle sind auch bei uns vorhanden und die Kritik an unserer Kirche wächst.

Wir sind der Meinung, dass wir immer und überall eine lernende, machtsensible Kirche brauchen. Die 600 Seiten des Zwischenberichts und die kommenden Forschungsergebnisse zu den Fällen sexualisierter Gewalt sind eine weitere wichtige Hilfe auf dem Weg zu einer ebensolchen Kirche. Wir finden es wichtig und begrüßen, dass diese Studie die Perspektive der Betroffenen berücksichtigt und die Unabhängigkeit der Forscher*innen gewährleistet ist. Wir hoffen, dass diese Studie Vorbild für weitere, wichtige Untersuchungen sein wird. Diese wissenschaftliche Forschung zeigt Maßnahmen auf, unsere Kirche zu einem sicheren Ort für alle Menschen zu machen. Jetzt heißt es, diese Maßnahmen umzusetzen.

Wir sind dankbar für die klare Benennung von Missständen im Rahmen des Zwischenberichts und fordern eine konsequente, schnelle und professionelle Neuorganisation der Bistumsverwaltung. Ein Einbezug externer fachlich fundierter Akteur*innen sowie die unbedingte Berücksichtigung der Perspektive Betroffener halten wir – auch außerhalb der Studie – für zwingend notwendig. Nur so bewegt sich die Lernkurve in die richtige Richtung. Die Studie der Universität Osnabrück konnte bei Bischof Bode bereits in den letzten Jahren eine Sensibilisierung im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt und in der Umsetzung von Handlungsschritten feststellen. Wir erwarten, dass er diese Entwicklung in seiner übrigen Amtszeit noch konsequenter fortführt.

Die Strukturen, die Missbrauch ermöglichen, vertuschen oder unentdeckt lassen, müssen reformiert werden. Alle (Verdachts-)Fälle sind konsequent aufzuarbeiten und zu verfolgen. Lange schien die katholische Kirche jedoch – auch in unserem Bistum – das Leid vieler Menschen nicht sehen zu wollen. Die Perspektive der Betroffenen wurde und wird von der Bistumsleitung nicht angemessen berücksichtigt – das ist für uns nicht hinnehmbar und schmerzt sehr. Das Ansehen der Institution Kirche darf niemals höher bewertet werden als der Schutz von Menschen. In diesem Kontext müssen die eigenen Strukturen immer wieder hinterfragt und bei Bedarf verändert werden. Prävention sexualisierter Gewalt und die Aufarbeitung von Taten müssen fester Bestandteil einer jeden Struktur werden.

Wir setzen unsere Hoffnung zum einen auf eine lernfähige und -willige Bistumsstruktur. Zum anderen fordern wir, dass die Lernkurve aller unabhängig und extern kontrolliert wird. Hierfür bedarf es aus unserer Perspektive einer Bistumsverwaltung, die Qualitätsstandards und fachliche Expertise als Maßstab für entsprechende Aufgaben setzt. Die Bearbeitung und Begleitung von Betroffenen, von Schutz-, Struktur- und Reflexionsprozessen darf nicht nur auf gegenseitigem Vertrauen beruhen. Insbesondere die Stärkung des diözesanen Schutzprozesses und die Ombudsstelle für Betroffene halten wir dabei für die ersten richtigen Schritte, deren Umsetzung wir aufmerksam und mit kritischem Auge begleiten werden. Zudem erwarten wir, dass die positiven Entwicklungen in unserem Bistum nicht nur als medienwirksame Aktionen zur Beruhigung der Gesellschaft genutzt werden, sondern sich langfristige Mechanismen zur Verbesserung der Bistumsstrukturen etablieren.

Wir hoffen, dass Betroffene weiterhin die Geduld und die Kraft finden, die katholische Kirche, das Bistum Osnabrück und uns in Fragen zur Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu beraten und verlangen, dass diese Ratschläge von Verantwortungsträger*innen gehört und Maßnahmen zur Verwirklichung umgesetzt werden, nur so kann die Lernkurve des Bistums steiler und schneller steigen.

Der BDKJ-Diözesanvorstand